Mittwoch, 11. Januar 2012

Bands: Norman Palm! Oder: Wenn Exil-Meppener über die alten Heimat reden...

Tja, wenn Exil-Meppener über die alten Heimat reden... dann wird's mitunter drollig. So auch hier bei Norman Palm, der früher in Meppen bei den TOFUMULAS und LUNAR LANDSCAPE gespielt hat. Mittlerweile ist er solo als Singer/Songwriter unterwegs und soweit ich weiß auch recht erfolgreich. Ob's nun an Norman oder am "ich wäre eigentlich lieber Schrifsteller geworden und würde bedeutungsschwangere Intellektuellenromane schreiben, muss aber jetzt in diesem scheiß Reporterjob arbeiten" Interviewpartner liegt, sei mal dahingestellt, aber die Stilistik des Artikels atmet sehr schön diese klischeehafte Großstadt-vs-Kleinstadt Atmosphäre, in der Kleinstädter gerne mal beleuchtet werden, als wären sie ein bemitleidungswürdiges, eingesperrtes Zootier... (Oh man, jetzt schreib ich auch schon so blümerante Bandwurmsätze...) Wie dem auch sei liebe Meppener: Wenn euch irgendwann mal ein Berliner Bohemien ein Bonbon durch eure imaginären Kleinstadt-Gitterstäbe reichen will - ZERFLEISCHT IHN! ;)

Die Meppen-relevanten Passagen hab ich mal rauskopiert, den kompletten Artikel (von 2008) gibt's ansonsten HIER zu lesen.
[...] Gerade falle ihm wieder ein, sagt Palm, was er beim letzten Besuch in seiner Heimatstadt vergessen habe: den Eltern ihr Talking-Heads-Vinyl zu stehlen. Die Heimatstadt heißt Meppen, hat 35 000 Einwohner und liegt im Emsland. Die Eltern, beide Zahnärzte, sorgten nicht nur für kariesfreie Milchzähne, sondern auch für die ordnungsgemäße musikalische Frühsozialisation des Sohnes: Musikschule, auf langen Überlandfahrten liefen im Autoradio zunächst die Beatles, später auch R. E. M. Statt Bonbons legten sie dem Sohn nahe, könne man ja auch mal eine Nuss knabbern.

Dass Norman Palm ausgerechnet in Meppen aufwuchs, ist das Ergebnis eines Ausschlussverfahrens seiner Eltern. Denn die fragten sich Mitte der siebziger Jahre: Welche westdeutsche Stadt ist am langweiligsten? Wo können wir entspannt leben? Die Palms saßen nach einem missglückten Fluchtversuch aus Ostberlin anderthalb Jahre in Gefängnissen der Staatssicherheit, bevor der Westen sie schließlich freikaufte. Palm sagt, sein Vater habe sich bei ersten Berlin- und Norman-Besuchen lieber im Westteil der Stadt ein Hotelzimmer gesucht.

„Meine Eltern hatten irgendwie recht mit Meppen“, sagt Palm, „es ist wirklich Provinz, mit braunen Sparkassen-Klinkerbauten und einer Kneipe namens ,König City‘, wo nur König Pilsner ausgeschenkt wird.“ Dann springt er auf, schlittert auf seinen Socken über die blank polierten Dielen, holt das Booklet und zeigt die Fotos, die er in Meppen gemacht hat – eine zubetonierte Fußgängerzone mit Springbrunnen, Einfamilienhäuser mit heruntergelassenen Jalousien, der Eingang zum Freibad, das Eiscafé Venezia und die Disko Rock-Palast. Das gelbe Ortseingangsschild hat er verfremdet. „Middletown Blues“ ist dort zu lesen, so heißt ein Song auf der CD.

Bis zum Abitur blieb Norman Palm der Musikschule Meppen treu. Nachdem es mit der klassischen Gitarre und dem Kinder-Cello nicht geklappt hatte, landete er bei einem Lehrer, dessen große Leidenschaft Van-Halen-Riffs waren, und bei einer Band mit dem Namen „Die Tofu-Mullahs“. Doch um bandkompatibel zu sein, musste Norman Palm feststellen, war er doch zu sehr Einzelkind.

Mit dem Apple-Programm „GarageBand“ hat Norman Palm seine ersten Lieder aufgenommen. Den Sound hat er etwas später im Studio zu imitieren versucht. Zuerst Lo-Fi mit wenigen Mitteln, dann Lo-Fi mit anspruchsvollen Mitteln. Die drei Finnen von dem kleinen Friedrichshainer Studio, dessen Räume noch vor kurzem eine Steuerkanzlei beherbergten, haben das gut hinbekommen.

Als Palm zuletzt in Meppen war, besuchte er mit einem Freund den Rock-Palast: „Wir haben Liederraten gespielt, also welches Lied wird das Nächste sein. Zum Beispiel folgt auf Type O Negative nur Korn, das funktioniert immer.“ Warum manche Provinzdiskos ihre Playlist nie ändern, dafür hat Palm keine Erklärung. Aber er kennt die Geschichte des Diskobesitzers: Der Afroamerikaner ha be früher einmal ein folgenschweres Wettrennen um einen Plattenvertrag verloren, ausgerechnet gegen Roberto Blanco. Seitdem sei er dazu verdammt, den Rock-Palast zu führen, erzählt Palm und lacht über diese Legende.

Irgendwie passt die kleine Geschichte um den Wirt vom Meppener Rock-Palast zu Norman Palm: Ihre bittersüße Tragik spiegelt sich in seinen Songs – vor allem in Palms Version von „Boys Don’t Cry“, die geronnene Melancholie ist. Die Deutsche Presse-Agentur titelte sogar: „Norman Palm rührt zu Tränen.“ [...]
*schnief* Darauf also erstmal ein König Pilsener in 'König City'! Und n Korn, denn Korn funktioniert immer! Prost ihr Deppen! ;)

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